Das Phänomen „ADHS“ – Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit Hyperaktivität – plagt nun schon seit mehr als 20 Jahren immer mehr Kinder – vorwiegend Jungs – und damit auch deren Eltern, Familien, Lehrkräfte usw. Heute wird es auch als „dysexekutives Syndrom“ bezeichnet, also das Gegenteil oder der Verlust der „exekutiven“, höheren Gehirnfunktionen wie Impulskontrolle, Informationsverarbeitung, Planungs- und Entscheidungsvermögen oder auch geistige Flexibilität – kurzum das, was den (erwachsenen) Menschen auszeichnet. Was nicht heisst, dass diese Kompetenzen nicht schon im Kindes- und Jugendalter angeregt werden könnten und sollten! Obschon es vielfältige Erklärungsversuche gibt – der Verfasser hat bereits über 20 mögliche Faktoren erforscht! – geistert noch immer eine genetische und mithin angeblich unveränderbare Ursache durch die Schulen und ärztliche bzw. psychologische Praxen; gefolgt von einer vermeintlich alternativlosen pharmakologischen Lösung. Nicht, dass es hier keine genetische Komponente gäbe. Jedoch werden so klammheimlich andere, auch durchaus positive Hintergründe – etwa verborgene Begabungen – oder ganz offensichtlich negative und veränderbare (!) Einflussfaktoren ausgeblendet: Bewegungsmangel, Fehlernährung, Bildschirmkonsum, Schlafdefizite … um nur einige alltägliche zu nennen.
Und hier kommt die Metapher vom „Elefanten und dem Reiter“ des US-amerikanischen Sozialpsychologen Jonathan Haidt ins Spiel – zum Thema „Spiel“ komme ich später!
Wofür steht nun der „Elefant“? Wofür der „Reiter“?
Nun, der Reiter steht für unsere rationalen, logischen, vernunftorientierten Gehirnbereiche. Er denkt „langsamer“ und abwägender, plant in die Zukunft usw.
Der Elefant hingegen steht für das emotionale Zentrum. Dieses vergleicht die Gegenwart mit den Erfahrungen der Vergangenheit und entscheidet extrem schnell und spontan zwischen Annäherung = „will ich!“ und Vermeidung = „will ich nicht!“. Und der Elefant ist um ein Vielfaches stärker als der „kluge Reiter“.
Dies mag bildlich leichter erklären, warum Kinder auf „Süßes“ versessen sind oder Jugendliche nicht vom Smartphone loskommen – gerade letzteres spricht und zwar ständig und oft zwanghaft das mächtige emotionale Zentrum an!
Wohlgemeinte Appelle – zum Beispiel: „Das Abi bietet Dir mehr Chancen!“ oder „Wenn Du ein gutes Zeugnis hinkriegst, wartet eine tolle Belohnung!“ Oder „Wenn die Schule leidet, droht „Handy- oder Sportverbot“… ignoriert der bisweilen äusserst sture Elefant! NULL CHANCE!!!
Wie kann es dann gelingen, diese mächtige Kraft in eine wünschenswerte Richtung zu bewegen, dem Reiter mehr Einfluss zu verleihen?
Da sind zum einen sehr wohl klare Regeln und Grenzen, die selbst der Elefant zu respektieren vermag. Das sind aber zum anderen und entscheidend kleine und leichte Schritte, die emotional ansprechend sind, Spass, Freude und echte Glücksgefühle versprechen, liebevoll vermittelt werden.
Ein Weg und zumindest ein erster Erfolgsimpuls, ist hier das Spiel, das spielerische Herangehen.
Denn im echten, ursprünglichen Spiel verbünden sich im Hinblick auf ein attraktives Erlebnis der lustvolle Elefant mit dem kalkulierenden Reiter.
Und nicht zu vergessen: Nach Friedrich Schiller wird der Mensch erst durch das Spiel zum wahren Menschen. Aber auch der US-amerikanische Psychologe Jaak Panksepp erforschte, dass der
Verlust an ursprünglichem Spielerlebnis Konzentrations- und Lernprobleme verursacht; so schließt sich der Kreis der Erkenntnis: „Rettet das Spiel!“ fordert deshalb auch der Gehirnforscher Gerald Hüther… – Wasser auf die Mühle meines Engagements als Lern- (und Spiele-)Coach!
Mit dem Konzept „CENTRICITY POWER“ ziele ich genau darauf, zwischen „Elefant und Reiter“ zu vermitteln, beide Kräfte zu vereinen und in eine sinnvolle Richtung zu bewegen…